Cyberpunk 2077 Forum Kurzgeschichten Wettbewerb

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Das hier geht an alle kreativen Choombas da draussen! Diesen Monat findet ein Kurzgeschichten-Wettbewerb für Forennutzer statt, also macht euch bereit und zeigt uns, dass ihr Stil habt! Die 5 Finalisten erhalten den einzigartigen Forenrang "Wordrunner" und der Gewinner erhält ein Style-Poster nach seiner Wahl!

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Ein paar grundlegende Regeln:

1. Jedes teilnehmende Unterforum einer Sprache hat einen eigenen Wettbewerb. Alle Einsendungen müssen in der entsprechenden Sprache des Unterforums sein, um gewertet zu werden. Hier ist dies logischerweise Deutsch.

2. In diesem Thread sollten nur Einsendungen von Kurzgeschichten geteilt werden. Falls ihr euch über Kurzgeschichten oder den Wettbewerb unterhalten möchtet, benutzt bitte diesen Beitrag.

3. Die Geschichten müssen alle in Night City, Kalifornien stattfinden, im Jahr 2077.

4. Die Kurzgeschichte muss in einen Forenbeitrag (maximal 25.000 Buchstaben) passen ...es gibt keine Mindestlänge, aber sie darf diese Grenze nicht überschreiten.

5. Im Einklang mit den Forenregeln ist folgendes untersagt:
  • Die Platzierung von Werbung und kommerziellen Angeboten in Beiträgen
  • Inhalte, welche sich auf Kosten anderer Benutzer oder sozialen Gruppen belustigen, diese beleidigen oder ihnen (im weitesten Sinne) den Tag vermiesen
  • Pornografische Inhalte
  • Unveröffentlichte Inhalte von CDPR's Produkten zu teilen oder sich darüber zu unterhalten, darüber hinaus auch jegliche andere Informationen/Inhalte aus Leaks oder Datenabbau ("data mining"), die ohne die Zustimmung von CDPR verwendet werden.
6. Personen die vertraglich/freiwillig für CDPR arbeiten dürfen nicht teilnehmen.

7. Die Geschichten müssen bis zum 26. Juli, 2020 um 23:59 Uhr CET eingereicht werden, um teilzunehmen.

8. Falls es mehr als fünf Einsendungen in dem Unterforum einer Sprache gibt, werden die Moderatoren sich zwischen den Anwärtern entscheiden und fünf Finalisten küren, für welche die Forennutzer dann abstimmen dürfen. Wir wollen Cyberpunk sehen, also denkt daran: Style over Substance; eure Einstellung zählt; sprengt alle Grenzen. Jeder der besten fünf Teilnehmer bekommt einen einzigartigen Forenrang (den absolut jeder bestaunen wird), welcher bis zum 1. August, 2021 erhalten bleibt.

9. Die Forenmitglieder werden die Juroren sein, welche die letzte Wahl treffen. Die Finalisten werden am 2. August, 2020 bekanntgegeben, zusammen mit einer Umfrage, in der alle Forenmitglieder abstimmen können. Diese Abstimmung endet um 23:59 Uhr CET am 9. August, 2020. Der jeweilige Gewinner aus jeder Region bekommt nicht nur einen einzigartigen Rang im Forum, sondern erhält zusätzlich ein Style-Poster seiner Wahl von CDPR (zum Beispiel das oben abgebildete Poster)!

DIE VOLLSTÄNDIGEN REGELN FINDET IHR HIER: https://cdn-l-mkt.cdprojektred.com/document/Rules-DE_fmpgez0z4xs5jzgp.pdf

Andere Sprachen:
Polski/Polish; English; Portugues brasileiro/Brazilian Portuguese; русский/Russian; francais/French
 
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Während der Ausbildung wird dir immer wieder ein Leitspruch eingehämmert. Immer wieder. „Jeder Tropfen Schweiß im Training spart einen Tropfen Blut im Kampf.“ Nach acht aktiven Dienstjahren bei der Trauma Team International hast du ihn dann wirklich verinnerlicht. Es geht nicht nur um dein Blut. Es geht auch um das Blut des Kunden. Zufriedene Kunden zahlen gerne wieder. Und die Unzufriedenen? Die beschweren sich maximal mit einem toten Blick, wenn man den Reißverschluss vor ihnen hochzieht. Egal, was die Werbung ihnen verspricht. Egal, wie nett der Flyerverteiler vor dem Büro ihnen erklärt, dass wir Schutzengel sind. Wenn wir ausrücken, sterben meist mehr Menschen, als wir retten. Und nicht selten hat die Person, die wir rausholen, den Tod mehr verdient als die Person, die wir dann schlussendlich als „beseitigte Bedrohung“ im Endbericht bezeichnen. Aber es ist wie immer: Geschäft ist Geschäft.

„Theodore Flannigan. Mitarbeiternummer: 38,288. Zugang gewährt.“ Die Automatiktür öffnet sich und gibt den Blick in einen Flur frei; ausgeleuchtet durch verblendete Leuchtstoffröhren. Steril. Ein kleiner Putzroboter fährt mit einem leichten Surren über den Boden und hinterlässt wie eine moderne Schnecke eine leicht nasse Spur hinter sich. Wie ich diese Roboterstimme hasse. Eine kurze Fahrt im Hochgeschwindigkeitsfahrstuhl. „Theodore Flannigan. Mitarbeiternummer: 38,288. Zugang gewährt. Wir wünschen Ihnen einen guten Arbeitstag.“ Die nächste Automatiktür mit der Aufschrift „Nur für medizinisches Notfallpersonal“ öffnet sich. „Sieh an. Ein bisschen Wertschätzung. Da hat sich das Personalbüro bestimmt in Unkosten für gestürzt.“ Der Spind A78 öffnet sich. Sein Inhalt: Ein Anzug im dunklen Minzgrün, ein Helm, Stiefel, Handschuhe. Die Automatiktür öffnet sich wieder. „Josh Buckle. Mitarbeiternummer: 40,879. Zugang gewährt. Wir wünschen Ihnen einen guten Arbeitstag.“ Der Spind A79 öffnet sich und ein Mann kommt näher. 1,79m groß. Schwarze Haare, braune Augen. Nur wenn man genau hinsieht, erkennt man, dass sein linkes Auge Cyberware ist. „Sieh an. Es ist also endlich soweit. Ich schiebe Dienst mit dem unglücklichen, irischen Kobold. Wie war das nochmal? Nur eine rund 30% Chance auf eine erfolgreiche Bergung. Die schlechteste Rettungsquote in unserem Finanzdistrikt. Warum du bis heute nicht entlassen wurdest, ist mir ein Rätsel. Ist dein alter Herr etwa ein hohes Tier hier?“ Der asiatische Mann beginnt sich ebenfalls umzuziehen. Der Spind A78 verschließt sich wieder. „Du musst nicht mit mir reden. Aber du sitzt sowieso nachher im Aerodyne neben mir. Weglaufen kannst du also nicht.“ Die Hangar-Schleuse öffnet sich. „Eingang: Auftrag X21T3. Delta-Team.“ Der Lautsprecher verstummt wieder. Zwanzig Sekunden später hebt das auf Hochglanz polierte Aerodyne ab. „So Flannigan, dann hoffe ich mal, dass ich deinen armen Kunden notfalls retten kann.“

Es gibt ein paar Geräusche, an die man sich in diesem Beruf nicht gewöhnt. Das Entlassen von Luft bei einem Pneumothorax. Ein Biomonitor, der eine Flatline wiedergibt. Und natürlich diese furchtbare Computerstimme, von der man jeden Morgen begrüßt wird.

„Ankunft in vier Minuten. Landezone gefunden. Der Angreifer scheint nicht mehr vor Ort zu sein. Der Polizeifunk berichtet von einer Verfolgungsjagd. Viel Erfolg, meine Herren. Funkfrequenz verbleibt bei 143.3 kHz.“ dröhnt es aus den Kopflautsprechern. Dann beginnt der Sinkflug. Noch vor der Landung öffnet sich die Luke des Aerodynes. „Dem GPS-Signal des Transmitters nach befindet sich unser Kunde im Penthouse. Ich empfehle den Zugang durch ein Großfenster, um weitere Verzögerungen zu vermeiden.“ Die zweite Sicherungskraft bestätigt. Zwei kurze Feuerstöße. Splitterndes Glas. Dann dockt das Aerodyne an. Auf dem blauen Ledersofa ein regungsloser kaukasischer Mann. Sein Kopf liegt über die Lehne gestreckt. Der asiatische Mann begibt sich zu ihm. „Scan ergibt: Perforierte Lunge. Hoher Blutverlust. Beide Beine sind Cyberware. Er hat also potenziell zu wenig Blut, um das lange durchzuhalten.“ Die Sicherungskräfte nähern sich dem Sofa und entfernen mit den Armklingen die Jeans des Verletzenden. „Was macht ihr da? Dieser Mann stirbt.“

Man gewöhnt sich niemals an dieses Geräusch.

Zwei Bodybags liegen ausgebreitet auf dem Boden. Auf dem linken befindet sich bereits der Torso des Kunden. Die Cyberware-Beine in Chromoptik liegen fein säuberlich daneben. Die beiden Sicherungskräfte schleppen den leblosen Körper ihres Kollegen auf den leeren Bodybag. "Musstest du ihm ausgerechnet in den Kopf schießen? Das Cyberauge ist vollkommen hinüber. Das wäre ein netter Bonus gewesen für uns. Gerade du als Arzt solltest doch wissen, wo das Herz sitzt." Zurren von Reißverschlüssen. "Nun lass Thed in Ruhe. Er hat sich um das Problem gekümmert, was der Junge für uns geworden wäre. Der hätte niemals mitgemacht. Du hast doch gesehen, wie er reagiert hat." Der Lauf der M-10AF ist noch warm, als sie wieder zurück in Holster gesteckt wird. Verheerend, was eine 9mm ausrichten kann, wenn die richtige Munition im Lauf ist. Warum bekommen wir das nicht dienstlich geliefert? Vermutlich aus Angst vor Kollateralschäden. Wie ironisch. "Verdammte Scheiße, Mann. Seht ihr das?" Einer der Sicherungskräfte öffnet mit seiner Mantis-Klinge das blutige Loch im Sofa, auf welchem zuvor noch der kaukasische Mann gesessen hat. Weißes Pulver rieselt ihnen entgegen. "Hier ist jede Menge Stoff drin. SynthCoke. Bestimmt fünf bis sechs Pfund. Immerhin wissen wir nun, warum jemand ihn von innen nach außen gekrempelt hat" Hastig beginnt er die abgepackten Blöcke auf den Tisch zu werfen. "SynthCoke? Damit musst du dich ja auskennen. Bei deinem Junggesellenabschied..." Die Kopflautsprecher knacken. "Delta-Team. Es ist eben ein Schuss gefallen. Alles in Ordnung?"

Jeden Morgen, wenn ich in meiner Wohnung in Charter Hall aufwache, bin ich zufrieden. Nie wieder Watson. Sich weg zu ducken hat sich gelohnt. Ab und zu ein paar Eddies für seine Sicherheit an die Banden zu zahlen. Dafür bin ich nun noch am Leben. Eine Klapperschlange zu sein hat viele Vorteile. Man fällt meist nicht auf, wenn man es nicht will. Man wartet geduldig auf seinen Angriff. Man kann sogar problemlos über mehrere Monate hinweg ohne Beute auskommen. Aber in den letzten Jahren auf der Arbeit habe ich mir selbst bewiesen. Ich kriege die Beute. Auch wenn ich manchmal dafür den Aasfresser spielen muss.

Sanft landet der Aerodyne im innen liegenden Hangar des Trauma Team International-Hochhauses. Die Triebwerke verstummen. "Wir machen den Post-Fly-Check. Treffen in dreißig Minuten im Kazukis?" Die Sicherungskräfte geben ein Thump-Up in Richtung Cockpit und entladen die drei Bodybags auf den breiten Hubwagen. "Wir hätten Buckle nicht umlegen sollen." Das Kühlfach für die letzte Leiche schließt sich. "Wegen der Untersuchung? Oder sag bloß du entwickelst so etwas wie ein schlechtes Gewissen." Die Türen zur Kühlkammer schließt sich hinter den Dreien. Der Putzroboter ist eingeschlossen und fährt immer wieder gegen die gesicherte Tür. "Ne... Ganz und gar nicht. Wegen dem Papierkram." Schallendes Lachen bricht zwischen den beiden aus. Sie verlassen den Flur und laufen Richtung Umkleide. "Hey Thed. Was machst du mit dem letzten Bodybag?"

"Ich nehme mir Arbeit mit nach Hause."
 
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"Ein weiterer Job. Komm schon. Für mich. Für die Familie. Für die guten, alten Zeiten."

Ich bahne mir meinen Weg durch Club. Vorbei an den Party-wütigen die nur den Moment genießen wollen. Mein Kopf bebt, der Bass drückt mir auf die Brust. Trotzdem bleibe ich ruhig, das ist nicht mein erster Auftrag dieser Art.

"Wenn du das erledigt hast, kannst du gehen. Du wirst nie wieder von mir hören."

Ich gehe die Treppe auf der anderen Seite der Meute runter. Die Musik wird langsam leiser. Unten angekommen gehe ich an den Toiletten vorbei den langen Gang entlang. Einmal nach rechts abbiegen und ich werde vor der Wache stehen die zwischen mit und meinem Ziel steht.

"Ich hab dich von der Straße aufgelesen und dir Arbeit verschafft. Ohne mich wärst du in den Gassen verhungert oder umgebracht worden. Zeig mir etwas Dankbarkeit!"

Ich torkle um das Eck, spiele den Betrunkenen bis ich mit der flachen Hand meines Gegenübers auf meiner Brust aufgehalten werde. Ein Muskelberg, verstärkt mit Cyberware und einem Blick im Gesicht der die meisten vor Angst zurückschrecken lassen würde. Ich habe allerdings einen Auftrag zu erfüllen. Ich schaue ihm in die Augen, passe den richtigen Moment ab und verpasse ihm mit meiner Rechten einen Schlag gegen den Kopf. Metall knallt auf Metall. Sein Schutz ist gut, aber meine Faust ist besser. Teurer Spaß. Spezialanfertigung mit der man selbst Löcher in Wände reißen kann. Allerdings ist mein Unterarm nach dem Zünden der Sprengladung, die für das gewaltige Momentum sorgt, nur noch ein schwerer, fast nutzloser Metallklotz.

"Du hörst mir jetzt verdammt nochmal zu! Ich habe alles in dich investiert. Entweder du gehst da jetzt raus und erledigst was ich dir aufgetragen habe oder deine Schwester bekommt eine Kugel durch den Kopf. Ganz recht. Dachtest du ich wüsste nicht was du in deiner Freizeit und mit deinem Geld treibst. Du gehörst solange mir bis ich mit dir fertig bin, nicht umgekehrt."

Ich kann die Finger an meiner rechten Hand kaum mehr bewegen. Aber das einzige wirkliche Hindernis in meinem Weg liegt nun schlaff auf dem Boden. Ich sammle mich einen Moment. Mache mich bereit die Tür einzutreten und die beiden Kerle dahinter mit meiner Pistolen auszuschalten. Ich bin ein miserabler Schütze mit Links, aber mit der Cyberware in meinen Augen und auf diese kurze Distanz macht das keinen Unterschied.

"Du hast keine Wahl. Ein Anruf von mir und du hast nichts mehr auf dieser Welt. Du kannst sie nur retten indem du solange mein Handlanger bleibst bis du stirbst."

Mein Fuß kracht gegen die Tür. Sie öffnet sich so schnell das die beiden Gestalten auf der anderen Seite des kleinen Raumes einen Moment brauchen um zu realisieren was gerade geschieht. Ich ignoriere das taube Gefühl in meinem Bein und eröffne das Feuer sobald mein Fuß wieder den Boden berührt. Der Kerl der seine Waffe bereits in Händen hält und noch damit beschäftigt ist auf mich zu zielen bekommt zwei Kugeln in die Brust während eine weitere nur an ihm vorbeifliegt. Der andere fackelt nicht so lange rum. Er hat die Situation schneller begriffen und feuert sofort nachdem er seine Waffe gezogen hat. Eine Kugel trifft mich am Bein, die andere, die er noch abgeben konnte bevor er selbst eine durch sein Gehirn bekam, konnte ich mit meinem rechten Unterarm, den ich schützend vor meine Brust halte, abfangen.

"Glaub nicht das du sie retten kannst. Benito bewacht die Tür, Jack und Cory stehen mit geladener Waffe bereit ihr Gute Nacht zu sagen. Ich habe dich in der Hand. Ob du willst oder nicht."

Ich sehe mir die reglosen Körper am Boden kurz an, bevor ich zu der geknebelten und an einen Stuhl gefesselten Gestalt, die sich Links im Raum befindet, humple. Eine junge Frau, nicht viel älter als ich. Ich lege meine Waffe beiseite, entferne den Knebel aus ihrem Mund und fange an ihre Fesseln zu lösen. "Achtung!" schreit sie mir direkt ins Ohr. Ich drehe mich augenblicklich um und sehe wie der halbtote Bastard den ich nur an der Brust erwischt habe seine Waffe auf mich richtet und abdrückt.

"Spiel nicht den Dummen. Du weißt genau wo ich meine Geiseln gefangen halte. Moment mal. Was soll der Scheiß?! Pack die sofort wieder ein oder...arghhhh....Nein! Nicht!"

4 Kugeln. So viele musste ich einstecken bevor ich ihn mit der Mantis Klinge in meinem linken Arm aufspießen konnte. Diesmal würde er nicht nochmal aufwachen. Mir ging es aber keinen deut besser. Ich lag nur noch da. Blut quoll aus den Einschusslöchern in meinem Oberkörper. Meine Schwester die ihre restlichen Fesseln selbst lösen konnte kam näher und beugte sich kniend über mich. Ihr trauriges und verweintes Gesicht wird das letzte sein das ich sehe. Ich spüre das. Mit letzter Kraft krame ich einen Zettel aus meiner Hosentasche und drücke ihn ihr in die Hand. "Dort findest du einen Freund und genügend Geld für ein neues Leben." Ich huste Blut. Ich bekomme die Worte kaum aus meinem Mund raus. "Verschwinde jetzt. Dexter lebt nicht mehr. Diese Geschichte endet mit meinem Tod." Mein Bewusstsein driftet langsam ins Nichts. Sie sagt etwas, aber ich höre nur noch einen dumpfen Klang. Vor meinen Augen wird es schwarz und das letzte das ich spüre ist ein Kuss auf die Stirn und das verschwinden ihrer Präsenz. Hoffentlich wird sie irgendwann glücklich.
 
Es ist drei Uhr morgens und es geht heiß her im Pacifica Distrikt. Zu heiß für mich. Ich habe den lärmenden Trubel der Hauptstraßen mit ihren Schlägereien und dröhnender Musik hinter mir gelassen und bin ins Halblicht der Hintergassen abgetaucht. Hier ist es dunkler und stiller, beinahe friedlich. Ein paar abgefuckte 'Dorph-Junkies sind mir gefolgt, lassen sich aber eines Besseren belehren, als ich meinen Mantel kurz öffne und sie meinen Frame sehen lasse – und meine Dermalplatten. Die Ronin in ihrem Holster an meinem Rücken muss ich gar nicht erst rausholen, die Dreks hauen ab, so schnell ihre von der Droge zugrunde gerichteten zuckenden Leiber es ihnen erlauben. Ich checke kurz die Lage mit meinem Thermographen. Ein paar Ratten, die im Müll wühlen, ein verkrüppelter Hund schnuppert am anderen Ende der Gasse, das war's. Ich gehe weiter.
Eine flackernde Sodiumlampe wirft ihre gelbe Corona durch die dunstige Luft und lässt die Schatten in der Hintergasse tanzen, durch die ich mir über umgefallene Mülleimer den Weg bahne. Der verkrüppelte Hund sieht mir aufmerksam entgegen, macht aber keine Anstalten, wegzulaufen.
Ein Windhauch trägt den Geruch nach Eisen und Müll und dem frischen Ausstoß eines Herrera zu mir herüber. Selbst die Abgase der Karre für die Reichsten der Reichen riechen besser als bei jedem anderen Gefährt. Ich frage mich einen kurzen Moment, warum so jemand das Risiko eingeht, sich mit dem Schlitten in Pacifica zu zeigen. Dazu gehört entweder ziemliche Dummheit oder jede Menge Eier. Vielleicht eine Mischung aus beidem. Wer auch immer es ist, er wird es bereuen, hierher gekommen zu sein, wenn die Boyz spitzkriegen, dass so ein Auto in ihrem Bezirk herumfährt.
Infrarot zeigt mir etwas, etwa drei Meter vor mir und lenkt mich von meinen Überlegungen ab.
Im Eingang zu einem der Häuser liegt eine Gestalt.
Weißblondes Haar, Augen wie schwarze, leere Teiche in einem Feld aus Schnee. An ihrem Hals entdecke ich die glühende Wunde eines Adrenalin-Boosters, den sie sich hat einsetzen lassen. Vor kurzem erst. Billige, schnelle Arbeit, die aber ihren Zweck voll und ganz erfüllt.
Die Arbeit eines Ripperdocs. Und keines schlechten, wie mir die saubere Versorgung der Wunde zeigt. Kaum einer der Docs kümmert sich großartig um Hygiene, denen sind die Eddies wichtiger.
Ich strecke die Hand aus und berühre mit einem Finger die Zeichen, die über ihrem zur Seite gesunkenen Kopf an die Wand gemalt sind. VOODOO BOYZ. Ich fühle die Feuchtigkeit auf meiner Fingerspitze, schnuppere kurz. Blut. Ihr Blut, so wie es aussieht. Ich muss erst gar nicht die ID aufrufen, um zu wissen, wer sie ist, ich erkenne sie auch so an dem kleinen leuchtenden Vogel, der auf ihrem Handgelenk eintätowiert ist. Die Lichttinte war billig, flackert jetzt, weil die Emitter Fehlfunktionen aufweisen. Einen Moment stehe ich nur da und schaue auf sie herunter.
Nummer sechzehn in halb so vielen Tagen.
So nah wie heute bin ich ihm noch nie gekommen, in den ganzen letzten vier schlaflosen Nächten noch nicht.
Die Situation ist die gleiche wie bei den letzten fünfzehn Malen. AO ist immer Pacifica. Das Opfer ein Mädchen, knappe 20, lebt auf der Straße, wird von keinem vermisst. Durchgebrannte Synapsen, kein Netrunner-Implantate oder sonst welche Ausrüstung, die darauf schließen lässt, dass das Opfer im Netz unterwegs war, als es starb. Das VOODOO-Tag ist nicht mehr als ein Ablenkungsmanöver, auf das die Kollegen der Mordabteilung nur zu gerne reingefallen sind. Nur zwei der Gründe, warum man uns bei S.IN. viel zu spät eingeschaltet hat.
Aber sobald ich angefangen habe, meine Nase in den Wind zu halten, mich in den Hintergassen umzuschauen, habe ich es gemerkt: Die Combat Zone hat Angst und das nicht zu knapp. Selbst die krankesten Gemüter, zerstört durch Paranoia und alle anderen Arten von Psychosen, scharen sich in Grüppchen zusammen. Keiner ist jemals allein und will es auch nicht sein. Die Boyz streifen durch Pacifica, bis an die Zähne bewaffnet, Cyberware hochgepimpt und voll mit Stims bis unter die Augen, die Finger am Abzug, jederzeit bereit. Hat den Synapsenmörder nicht davon abgehalten, sich immer wieder neue Opfer zu suchen.
Wofür hat sie den Adrenalin-Booster gebraucht?
Ein Geräusch lässt mich aufblicken. Es ist der Hund vom Ende der Gasse. Er steht ein paar Meter vor mir, das verkrüppelte Vorderbein leicht angehoben, und sieht mich aus seltsam cleveren, braunen Augen an. Meine Ware zeigt mir, dass alles an ihm noch biologisch ist. Keine versteckten Bombenimplantate, um den Cop ins Nirwana zu blasen. Keine Spionagesonden, keine Sender.
Ein Hund, mehr nicht.
Er schnüffelt am Haar der Leiche und winselt leise, sieht dann wieder vorwurfsvoll zu mir hoch, als könnte ich das Mädchen wieder zum Leben erwecken und wäre nur zu faul dazu.
»Tut mir leid, Choomba«, sage ich bedauernd. »Nichts zu machen.«
Er winselt wieder, blickt dann zurück zum Ende der Gasse und von da wieder zu mir. Er macht einen zögernden Schritt. Ich aktiviere einen Peiler und klebe ihn an die Wand über der Leiche, dann schicke ich das Signal zurück an S.IN. Der Hund sieht zu mir hoch, macht noch ein paar Schritte.
Ich zucke mit den Schultern. Es ist sowieso an der Zeit, zu verschwinden. Die Kollegen mögen mich gerade nicht besonders, aus den verschiedensten Gründen, und das Gefühl beruht auf Gegenseitigkeit. Vielleicht ist es sogar an der Zeit, ganz aus dem S.IN. zu verschwinden. Meine Ware und meinen Frame mitzunehmen, alle bezahlt und zwar von mir selbst, und mich als Solo zu verdingen. Weniger Regeln, mehr Geld – was will ich mehr? Es hat einmal eine Zeit gegeben, da hat der Schild, der an meinem Gürtel hängt, noch etwas bedeutet. Jetzt ist er nicht mehr als Tech-Schrott, nichtig geworden durch Korruption und Gleichgültigkeit.
Ich folge dem humpelnden Köter mit den cleveren, braunen Augen aus der Gasse und sehe mich um. Eine weitere Hintergasse, völlig in Dunkelheit. Infrarot zeigt mir keine Überraschungen, also gehe ich tiefer hinein. Ein leuchtendes Zeichen an der Wand neben einer Metalltür, beinahe unsichtbar, wenn man nicht danach Ausschau hält, sagt mir, dass hier der Ripperdoc ansässig ist, der dem Mädchen den Adrenalin-Booster verpasst hat. Ich schaue den Hund an, der Hund schaut mich an. Er setzt sich auf seine Hinterbeine und hechelt. Ich öffne die Tür und sehe mich einem dunklen, leeren Gang gegenüber. Steril, schmucklos. Ein komischer Geruch liegt in der Luft, den ich nicht einordnen kann. Vor mir liegt eine Tür, eine weitere steht links von mir offen. Kein Lichtschein dringt daraus hervor. Ich nähere mich vorsichtig, linse um die Ecke. Kisten stapeln sich darin, auf einem Tisch liegen ein paar Werkzeuge, stehen ein paar Flaschen mit irgendwelchen Flüssigkeiten. Ich wende mich der Tür am Ende des Ganges zu und lausche für einen Moment. Nichts. Der Hund drückt sich an mein Bein, die Ohren gespitzt, den Blick auf die Tür gerichtet. Ich fühle sein leises Knurren mehr, als dass ich es höre. Ich drücke die Klinke vorsichtig herunter und schiebe die Tür ein Stückchen auf. Helles Licht quillt zu mir heraus, weißblau, steril wie der Gang hinter mir. Ich höre jemanden eine Melodie summen, das Klappern von Werkzeugen. Der sonderbare Geruch wird stärker. Ich schiebe die Tür ganz auf und betrete den Raum. Er ist etwa fünfzig Quadratmeter groß und voll mit allem möglichen Kram. Eine Tür befindet sich halb verborgen hinter einer medizinischen Anzeigentafel, vor ihr steht ein Kerl mit Halbglatze, der mir den Rücken zudreht und irgendwas poliert. Er hat mich nicht bemerkt. Ich sehe mich weiter um. Eine Bahre, ein Stuhl ...
Ein Labor, zweifellos. Aber keines, wie ein normaler Ripperdoc es betreiben würde, nein, ganz und gar nicht. Erst mal ist es hier viel zu sauber und zu hell. Dann hat kein Ripperdoc, dem ich je begegnet bin, eine Ausrüstung, die mehr als ein paar tausend Eddies wert war. Hier steht Zeug rum, dessen Wert gesamt Pacifica mindestens drei Jahre lang mit CHOOH2 versorgen könnte und die VOODOOS können ganz schön was wegtrinken. Ich stoße unwillkürlich ein leises Pfeifen aus.
Der Mann in seinem fleckenlosen, grellweißen Kittel dreht sich erschrocken um, als er das Geräusch hört.
Ein Gesicht mit einem Vollbart und deutlich erkennbaren cyberoptischen Ergänzungen wendet sich mir schreckerfüllt zu.
Ich kenne das Gesicht. Ich habe es erst vor kurzem in einem Artikel irgendeines Wissenschaftsblogs gesehen, in dem es um Wetware ging. Rick Tassle, CRO von Sybok Enterprises. Was das Logo erklärt, das ich hier überall auf den Geräten und irgendwelchen Kisten sehe. Aber nicht das Blut auf einer Liege oder die Cyberware- Gliedmaßen, die fein säuberlich aufgereiht neben einem Stuhl liegen mit Schnallen für Arme und Beine und einer seltsamen über dicke Kabel und Schläuche angeschlossenen Helmkonstruktion. Etwas an dem Helm und den Körperteilen kommt mir komisch vor, vom offensichtlichen einmal abgesehen.
Und dann begreife ich es.
Die Gliedmaßen sind keine Cyberware, nicht künstlich. Und auch der Helm und der Stuhl sind nicht künstlich, sondern irgendwie ... dazwischen. Zwischen lebendig und technisch. Flüssigkeit pulsiert durch wie organisch wirkende Organe, die gepaart sind mit Plastikbehältern, Röhrchen, Leitungen. Elektrische Impulse schießen leuchtend über eine rosa-grau farbene Oberfläche, die aussieht wie Hirnmasse.
»Was beim Großen Gonk geht hier ab?«, frage ich Rick Tassle, der mich mit bleichem Gesicht ansieht, die Hände ängstlich erhoben, obwohl ich keine Waffe auf ihn richte. Scheint, mein Gesichtsausdruck ist bedrohlich genug.
»Wissen Sie, dass da draußen ein totes Mädchen liegt?«, frage ich ihn. Er nickt nur zitternd.
»Sie haben ihr den Adrenalin-Booster verpasst, oder?« Ich gestikuliere in Richtung des widerwärtigen Stuhls. »Damit Sie Ihre Scheißversuche besser übersteht, ehe Sie ihr die Synapsen durchbrennen? Was ist das hier?«
»Die Zukunft.« Tassle scheint sich ein wenig gefangen zu haben, denn er lässt die Hände wieder sinken. »Der nächste Schritt in der Evolution von Sybok Enterprises.« Er reckt beinahe stolz das Kinn. »Wir werden die ersten sein, die die perfekte Einheit von Bioware und Cyberware produzieren. Das Beste aus beiden Welten sozusagen. Keine Cyberpsychosen mehr, keine Fehlfunktionen.«
»Sparen Sie sich Ihr Werbegesäusel«, knurre ich angeekelt. »Sie haben sechzehn Frauen auf Ihrem Gewissen. Warum ausgerechnet sie? Ein spezieller Fetisch oder steckt was anderes dahinter?«
Er hat den Anstand, ein wenig bedrückt dreinzuschauen. »Es war nicht unsere Absicht ... Sie müssen verstehen, wir haben zuerst ein neues Unterhaltungssystem entwickelt. Eines, das virtuelle Reize mit echten biologischen und reaktiven Komponenten verknüpft.« Er hebt schnell die Hände und redet weiter, als müsste er nichtexistenten Einwänden meinerseits zuvorkommen. »Play-Vid-Mi wird den nächsten Schritt der Forschung finanzieren, so dass wir alle ...«
Mir geht plötzlich ein Kronleuchter auf. Unterhaltungssystem? Biologische Komponenten? »Sie meinen sowas wie ein interaktives Porno-Gerät?«
Er runzelt die Stirn. »Das ist jetzt sehr vereinfacht ausgedrückt, aber ja. So etwas in der Art. Aber wir haben bereits den nächsten Schritt initiiert. Alle Menschen werden etwas davon haben. Cyberpsychosen werden endlich ein Ding der Vergangenheit sein. Die Entwicklung der Technik ist übrigens rechtlich abgeklärt. Da gibt es garnichts zu beanstanden.«
Ich sehe mich um. »Deshalb müssen Sie das auch hier in irgendeinem Hintergassen-Ripperdoc Labor in Pacifica machen statt in ihrem Hochglanz-Palast? Mit Mädchen, die so arm sind, dass sie für ein paar Eddies und eine warme Mahlzeit alles tun würden?« Ich schüttle den Kopf. »Sie haben sechzehn Frauen getötet, um eine Pornomaschine zu bauen?«, frage ich fassungslos.
»Nein!« Wieder hebt er die Hände. »Sie verstehen nicht. Es ist der erste Versuch, biologische und Cybertechnik zu einem neuen Erlebnis zu machen. Der erste Schritt hin zu einer perfekten Verbindung, so dass wir in unseren nächsten Entwicklungen ...«
»Sie reden zu viel, Tassle«, sagt eine neue Stimme plötzlich.
Ein dumpfer, kurzer Laut.
Rick Tassle glotzt mich an, den Blick stier und plötzlich seltsam glanzlos. Etwas Rotes erscheint auf seinem tausend Eddie teuren Hemd, breitet sich aus wie eine feuchtglänzende Blume, mitten auf seiner Brust. Dann knicken ihm die Beine weg und er fällt in Zeitlupe zur Seite nach unten. Hinter ihm steht Harlan Johnstone, der COB von Sybok Enterprises höchstpersönlich. Das erklärt den frischen Ausstoß des teuren Oberklassen-Vehikels, den ich bei der Leiche gerochen habe. Wer außer einem MegaCorp-Boss würde in Pacifica mit einem Herrera rumfahren? Ist er ohne seine Leibgarde hier?
»Er hat schon immer gern und zu viel geredet.«
In seiner rechten Hand hält er eine brandneue Militech M-10AF Lexington, matt lackiert mit silberfarbenen Einsätzen. Der Lauf zeigt auf mich, ein leises Klicken sagt mir, dass das nächste Geschoss in die Kammer rotiert ist. Ein Geschoss, das meine Dermalplatten ohne Probleme durchschlagen kann, als wären sie aus Käse. Ich habe nicht mal Zeit zu denken: Oh Scheiße, ganz zu schweigen davon, dass mein bisheriges Leben in einem Kurzfilm an mir vorbeiziehen kann. Wie in Zeitlupe sehe ich den Feuerstoß, bilde mir ein, das Geschoss auf mich zurasen zu sehen. Keine Zeit zum Ausweichen, angreifen, irgendwas ...
Aber einer ist schneller als Johnstone oder ich.
Der Hund kommt wie aus dem Nichts lautlos gesprungen, die Bewegung wegen seines verkrüppelten Vorderbeines ein wenig ungelenk, aber dennoch zielsicher. Er verbeißt sich mit einem Knurren in Johnstones Arm, noch ehe dessen Finger am Abzug zuckt. Der Waffenlauf ruckt zur Seite, etwas pfeift an meinem Ohr vorbei, lässt die Wand hinter mir aufplatzen. Johnstone fällt schreiend zu Boden, schlägt schwach auf den Hund ein, der mir soeben das Leben gerettet hat. Die Waffe landet vor meinen Füßen. Der Hund lässt Johnstone los, bleckt die scharfen Zähne in einem blutverschmierten Grinsen und sieht mit einem zufriedenen Ausdruck in seinem Hundegesicht zu mir hoch. Ich erwidere sein Grinsen und bücke mich nach der Waffe.
Johnstone kriecht jammernd in die Ecke neben Tassles Schreibtisch. Ich sehe auf ihn herunter, Kälte und Abscheu in meinem Magen. Er hält sich den blutenden Arm, das Gesicht vor Wut und Schmerz gleichermaßen verzogen. Das Gewicht der Waffe in meiner Hand fordert eine Entscheidung. Ich ...
»Chandler!«, bellt eine Stimme hinter mir.
Ich kenne die Stimme, besser als mir lieb ist.
Jessup.
Deshalb ist Johnston ohne seine Leibgarde hier, er hat ja den Chef des NCPD bei sich. Acht Jahre an Erniedrigung, Ungerechtigkeit und unbezahlten Überstunden lassen meine Innereien zu einem Knoten aus Abscheu werden. Ich lasse die Waffe sinken, drehe mich um und mustere die dickbäuchige Entschuldigung für ein menschliches Wesen.
»Hat er Ihre Nummer als direkte Durchwahl, Jessup? Oder waren Sie sowieso gerade wieder mal dabei, ihm am Hintern zu schnüffeln? Haben Sie hiervon gewusst?« Ich weise mit der Waffe um mich herum auf die ganze Cyberware, das Biozeugs, die menschlichen Ersatzteile, das Blut und zu guter Letzt auf Tassles Leiche.
Jessup ist ein kleiner Mann mit bleicher Haut und rötlichem Haar. Auf seiner Oberlippe hat er einen Schnurrbart sprießen lassen, der mehr nach einer dicken, fetten, rötlichen Made aussieht als nach irgendwas anderem. Seine kleinen blauen Schweinsäuglein mustern mich mit ihrer üblichen Verachtung, die teuren Augenimplantate nicht mehr als Show und ein Zeichen seines verzweifelten Versuchs, sich den Mächtigen und Reichen ebenbürtig zu machen, zu denen er so unbedingt zählen will.
»Wenn Sie's genau wissen wollen, Chandler«, sagte er hochmütig, »ist das hier die letzte Phase. Sybok Enterprises nächster Schritt zu der perfekten Kombination von Wet- und Cyberware. Und alles, was wir dafür gebraucht haben, waren ein paar Freiwillige. Wir haben sie bezahlt und nicht zu knapp. Ein paar kamen mit dem System nicht zurecht, sind beim ersten Einsatz durchgebrannt, aber die waren vernachlässigbar. Bald ist der Prototyp serienfähig. Und dann wird Kasse gemacht.« Er reibt sich in einer widerlichen Geste die Hände. Der Hund neben mir knurrt leise. Ich kann die Vibrationen seines Brustkorbs durch den Stoff meiner Hose fühlen, als er sich an mich drückt.
»Seien Sie still, Sie dämlicher Idiot!« Johnstones Stimme klingt durch den Raum wie ein Peitschenschlag.
Jessup zuckt zusammen und sieht mit einem waidwunden Ausdruck in seinem Gesicht zum Chef von Sybok Enterprises zurück. Es fehlt nur noch, dass er sich ängstlich duckt und winselt. Er mag dicht an dicht mit den oberen Zehntausend Stehblues tanzen, aber er wird nie einer von ihnen sein. Egal, wie sehr er sich anstrengt, ihre Klamotten trägt, ihre Art zu sprechen imitiert – er wird niemals etwas anderes sein als ein bissiger Köter, den sie zu ihrem Vorteil einsetzen oder treten, wenn ihnen danach ist. Johnstone sieht ihn mit Verachtung in seinen grauen Augen an. Er hält sich noch immer den Arm.
»Lassen Sie ihn gehen, Jessup. Er hat keine Beweise. Er hat die Waffe in der Hand, mit der Tassle erschossen worden ist. Wenn er sie als Beweismittel einsetzen will, liefert er sich selbst ans Messer. Und selbst wenn dem nicht so wäre: Ich bin unantastbar. Wir sind unantastbar. Das werden Sie noch merken, Chandler.«
»Sie werden auch noch bekommen, was Sie verdienen, Johnstone«, sage ich. »Vielleicht nicht jetzt und auch nicht nächstes Jahr, aber ich werde dafür sorgen, dass Sie bezahlen für das, was Sie getan haben.«
Der widerliche Kerl mustert mich nur schweigend und kalt. Befriedigt sehe ich, wie sein Blut vom Arm auf den Boden tropft.
»Sie sollten das versorgen lassen.«
»Gehen Sie zurück an Ihren Schreibtisch, Chandler«, knurrt Jessup. Scheint, er hat sich wieder von Johnstones Tritt erholt. »Sie werden sich morgen früh bei mir melden und wir werden darüber reden, wie Sie in Zukunft Ihren Job machen.«
»Nein«, sage ich.
»Nein?« Seine buschigen Augenbrauen wandern nach oben, sein madenartiges Schnurrbärtchen kräuselt sich, als wäre es lebendig.
»Ich kündige«, sage ich. Das Metall des Schilds ist schwer in meiner Hand, als ich es ihm vor die Füße werfe. Ich drehe mich um und gehe weg. Mit jedem Schritt fühle ich mich leichter.
»Wo wollen Sie hin?«, ruft Jessup mir nach. »Wollen Sie's ernsthaft allein versuchen? Keiner wird Ihnen einen Job geben. Sie sind obsolet, Chandler. Ich gebe Ihnen eine Woche, eine einzige Woche, dann werden wir Ihre Leiche in irgendeiner Hintergasse finden. Und glauben Sie nicht, irgendeiner von uns wird sich irgendwie Mühe geben, den Mord an Ihnen aufzuklären.«
»Wär ja auch ganz was Neues.«
Ich gehe am Hund vorbei, der mich aus seinen braunen Augen mustert, als wartete er auf etwas.
»Kommst du?«, frage ich und gehe dann weiter, ohne zurückzusehen. Leises Tapsen hinter mir zeigt mir, dass ich verstanden worden bin.

*​

»... ist der COB von Sybok Enterprises, Harlan Johnstone, festgenommen worden. Ihm wird vorgeworfen, illegale Versuche mit einer neuartigen Wetware, dem sogenannten Play-Vid-Mi, unternommen zu haben, die zum Tod von mehr als fünfzehn unschuldigen Frauen führten, deren Leichen im Pacifica Distrikt abgelegt und von der Special Investigations-Abteilung des NCPD fälschlicherweise einem Serientäter zugeschrieben wurden. Johnstone weist jegliche Schuld von sich, gibt jedoch an, dass sein CFO Marc Resdon, der CEO Anton Chubek und der CRO, der als verstorben gemeldete Rick Tassle, von Sybok Enterprises ohne sein Wissen diese Versuche durchgeführt haben könnten. Die weiteren Untersuchungen der NCPD ...«
Ich schalte mein Vid-Verbindung mit einem verächtlichen Schnauben aus und begegne dem Blick des Hundes, der neben meinem alten Sessel auf dem vergilbten und verschlissenen Teppich liegt.
»Man kann sie nicht alle kriegen, was?«, frage ich ihn.
Immerhin hat Lizzie von der Gazette den Artikel mit den Insider-Infos rausgehauen, die ich ihr gegeben habe, und der hat Wellen geschlagen. So hohe Wellen, dass selbst Johnstones Füße nass geworden sind.
Hund schnaubt, als wollte er sagen: »War gute Arbeit.«
»Mit dem Rest beschäftigen wir uns auch noch«, ergänze ich und zünde mir einen Niko-Stick an, bevor ich mir eine Cirrus Nix aufknacke. Das Getränk ist kühl in meiner Kehle, der Rauch des Sticks kitzelt mir angenehm die Nase. Gar kein schlechter Anfang für meinen ersten Tag als Solo.
Ich lächle, lehne mich in meinem alten Sessel zurück und lege die Füße entspannt auf meine Tischplatte. Der Hund legt seine Schnauze auf meinen Oberschenkel und sieht mich aus seinen braunen Augen an.
»Wie willst du heißen, Choomba?«, frage ich ihn leise.
Er stößt ein Schnauben aus, das seine Lefzen anhebt, blinzelt.
»Choo soll es sein? Na, meinetwegen«, sage ich.
Er winselt und einen Augenblick glaube ich, ein hündisches Grinsen in seinem Gesicht zu sehen.
Ein Hund, mehr nicht.
Als ob.
 
Der kleine Raum war plötzlich für eine Sekunde taghell erleuchtet und es krachte laut. Scarletts Ohren klingelten und sie nahm nur wage das Rumpeln der Körper wahr, die soeben links und rechts von ihr auf den Boden aufschlugen. Die Körper ihrer Weggefährten.
Vor Scarlett standen zwei große und breite Typen, die jeweils eine schwere Pistole im Anschlag hielten. Beide trugen teure schwarze Anzüge mit ebenfalls schwarzem Hemd und Krawatte und selbst im wenig beleuchteten Nachtclub hatte keiner von ihnen seine Sonnenbrille abgelegt.
„Style ist eben alles.“, hatte sich Scarlett noch vor ein paar Minuten gedacht.
Außer der verchromten Hand des Kerls links von ihr konnte Scarlett zwar keine Cyberware an ihnen erkennen, aber das hatte nichts zu bedeuten. Unter der schicken Kleidung, die vermutlich teurer als ihr gesamter Besitz war, konnte sich so einiges verbergen. Alles an ihnen schrie förmlich nach Konzern-Bodyguard! Subtilität war definitiv nicht ihr Ding.
Und dann war da natürlich auch noch ihr eigentlicher Auftraggeber, der neben seinen Gorillas stand und die Show beobachtete. Er lächelte und sah Scarlett direkt an. War es das nun auch für sie? Eine Geste genügte und die Pistolen würden ein weiteres Mal sprechen. Die junge Frau schloss ihre Augen und atmete einmal tief durch. Dabei fragte sie sich, was eigentlich schief gelaufen war.

„Scarlett?“
Sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter.
„Hey, Scarlett! Aufwachen! Wir sind gleich da.“, sagte Rexx lauter als nötig gewesen wäre.
Eine Strähne ihres leuchtend-roten Haares fiel ihr ins Gesicht, als sie ihren Kopf ruckartig zu ihrem Kumpel drehte. Sie sah ihn für einen Augenblick verwirrt an, was durch die eigenwillige Haarsträhne noch verstärkt wurde.
„Ja. Ja, ich weiß.“, murmelte Scarlett und drehte ihren Kopf wieder Richtung Fenster des kleinen Autos, in dem sie zu dritt saßen.
Sie hing noch immer ihren Gedanken hinterher, während die vielen Neonlichter der Stadt vor ihren Augen vorbei rauschten. Night City war so anders als ihre Heimat und auch nach sechs Monaten fühlte sie sich hier noch immer nicht zuhause. Vor allem nicht in Watson. Das heruntergekommene Viertel war auf keinen Fall der Ort, an dem sie ewig leben wollte. Auch wenn sie es geschafft hatte, relativ schnell Fuß zu fassen. Scarlett war sicher nicht die Sorte Frau, die gut darin war, andere Menschen kennenzulernen. Zumindest nicht außerhalb des Cyberspace, in dem sie sich sicher und stark fühlte. Andere, echte Menschen waren eigentlich nicht ihr Ding.
Und doch saß sie hier mit Rexx und Horg gemeinsam im Auto und fuhr einem weiteren Job entgegen, für den sie die Sicherheit ihrer kleinen Bude hatte verlassen müssen. Zumindest wusste Scarlett, dass sie sich auf ihre Begleiter verlassen konnte, was in ihrem Beschäftigungsfeld mehr wert als ein gefüllter Credchip war.
Die Rothaarige löste ihren Blick von dem Wirrwarr aus Farben und wandte sich ihrem Cyberdeck zu, das zwischen ihr und Rexx auf dem Rücksitz des Wagen lag. Sie nahm es auf und checkte es schnell und offensichtlich kundig noch einmal durch. Es durfte nichts schief gehen! Der Job war wichtig, gut bezahlt und vor allem eins: Ein Kon-Job! Scarlett träumte schon lange davon für einen Konzern zu arbeiten und irgendwann ganz oben zu sein. Andere verabscheuten die Konzerne und ihre Machenschaften, aber sie wollte dazugehören. Dieser Job konnte vielleicht die erste Stufe der Karriereleiter sein. Also musste alles perfekt laufen.

Der Wagen bog in eine dunkle Gasse ein und hielt.
„Wir sind da.“, rief Horg vom Fahrersitz aus nach hinten.
Wenn es eines gab, das Scarlett an ihren Jungs kritisieren würde, dann, dass sie immer zu laut redeten. Aber es gab wohl Schlimmeres als ihr ständiges Rufen, also versuchte sie es so gut es ging zu ignorieren. Vielleicht war auch die Stadt daran schuld, die mit ihrer Lautstärke dazu animierte, die Umgebung bei Gesprächen zu übertönen.
„Scarlett, du schaltest die Sicherheit aus.“, begann Horg damit, wie üblich ihren Plan nochmal durchzugehen.
„Ich will nicht der Star auf ihren Überwachungsvideos sein. Kapiert? Rexx kümmert sich um den Rest.“
Rexx war ihr Sicherheitsexperte und verstand sich hervorragend darauf, einen Ort ungesehen zu betreten und ihn ebenso - mit mehr Besitz als zuvor - wieder zu verlassen.
„Wir brauchen dich heute aber auch vor Ort. Du musst die Daten extrahieren. Wir gehen das Risiko nicht ein, dass Rexx von einem ICE gegrillt wird.“, führte Horg weiter aus.
Das war der Teil, der Scarlett weniger gefiel. Vor Ort zu sein bedeutete, sich der Gefahr völlig auszusetzen. Aber wofür hatte sie sonst eine Pistole?
„Besser haben und nicht brauchen als umgekehrt.“, hatte ihr Rexx mal gesagt.
Und sie stimmte vollkommen zu. Dank ihrer beiden Gefährten war Scarlett auch nicht völlig unbrauchbar mit einer Waffe in der Hand. Nur hatte sie bisher noch nie auf andere Menschen geschossen. Aber machte es wirklich einen Unterschied, ob sie im Cyberspace oder in der echten Welt kämpfte? Beides konnte Menschen töten. Allerdings wirkte es im Netz weit weniger real und sie konnte die Konsequenzen ihres Handelns in der echten Welt nicht sehen.
„Keine Sorge, ich passe auf euch auf.“, fügte Horg mit einem gewinnendem, selbstsicheren Grinsen hinzu.

„Also los.“, sagte Scarlett mehr zu sich selbst als zu den zwei Männern, bändigte ihre langen Haare mit einem Haargummi und stöpselte das Kabel ihres Decks in die Datenbuchse an ihrer rechten Schläfe ein. Sogleich wechselte ihre Bewusstsein von der realen in die Virtuelle Welt.
Das Ziel war schnell gefunden und nicht zu übersehen. Eine mittelalterliche Burg ragte über weiteren, nicht außergewöhnlich designten Netzwerken auf. Als sich Scarlett in Form einer kleinen, lodernden Flamme näherte, erkannte sie auch einen passenden Wassergraben um die Burg herum. Natürlich war die Zugbrücke geschlossen und auf den Zinnen konnte man zwei gerüstete Wachen patrouillieren sehen.
„Da war jemand wirklich kreativ.“, dachte sich die Frau, während sie ihr Tarnprogramm startete.
Mit dem ICE in Form der Wachen wollte sie keine Bekanntschaft machen. Immerhin hackte sie sich gerade in eine Einrichtung von Arasaka ein, falls ihre Infos korrekt waren. Und davon ging Scarlett natürlich aus. Immerhin hatte sie sie selbst besorgt.
Nach einigen Augenblicken änderte sich ihr Icon zu dem einer Königin, stilecht in ein scharlachrotes Gewand gekleidet. Der gefälschte Adminzugang war angelegt und als sie sich auf die Zugbrücke zubewegte, begann sich diese zu senken.
„Geschafft“, jubelte Scarlett innerlich auf und loggte sich aus.

„Es kann losgehen!“, berichtete die Rothaarige, während sie den Stecker aus ihrem Kopf entfernte.
Kurz darauf fanden sich Horg, Rexx und Scarlett in den Korridoren der unterirdischen Einrichtung wieder. Die Hintertür, welche Scarlett für sie gehackt hatte, führte direkt in den Keller des Gebäudes. Weder im Cyberspace noch irgendwo außerhalb hatte irgendwas auf eine Konzerneinrichtung hingewiesen. Was auch immer hier veranstaltet wurde, es war sicher nicht offiziell!
Jetzt war Rexx an der Reihe, seinem Metier nachzugehen und so setzte sich dieser an die Spitze des Trios. Scarlett hielt sich in der Mitte, während Horg nach hinten absicherte. Sein Sturmgewehr schindete mächtig Eindruck, ebenso wie sein rechter, von oben bis unten verchromter, Arm. Zusammen mit seinem breiten und muskulösen Körper ergab sich ein sehr einschüchterndes Bild. Zum Glück war er auf ihrer Seite! Das hatte ihnen schon so manchen Ärger erspart.
Scarletts Fake-Adminzugang ersparte ihnen einiges an Arbeit. Sie hatte gute Vorarbeit geleistet, die sich nun auszahlte. Rexx konnte sich darauf konzentrieren, den richtigen Weg durch den Irrgarten aus immer gleichen und steril wirkenden Gängen und Räumen zu finden.
Menschen begegneten sie keinen. Mitten in der Nacht arbeitete auch hier niemand mehr und man verließ sich wohl weitestgehend auf elektronische Sicherheit. Allerdings zweifelte keiner der Drei daran, dass auch hier bewaffnete Wachen anwesend oder zumindest nicht weit waren. Also blieben sie trotz fehlender menschlicher Anzeichen leise und wachsam. Wer wollte sich schon freiwillig mit gut ausgestatteter und trainierter Kon-Sicherheit anlegen?
Schließlich erreichte das Trio ihr Ziel. Das Wort „ENTWICKLUNG“ prangte in großen, roten Lettern auf der Tür.
„Wartet hier. Ich sehe erst mal nach, ob die Luft rein ist.“, flüsterte Rexx, ehe er mit fliegenden Fingern das Touchpad an der Tür bediente.
Mit einem leisen, zischenden Geräusch glitt die Tür zur Seite auf und Rexx trat mit seiner Stungun im Anschlag ein. Nach einer halben Minute Anspannung, die sich wie eine Ewigkeit anfühlte, erschien er wieder in der Tür.
„Alles klar.“, signalisierte er knapp. „Dein Auftritt, Scarlett.“
Der Hauptanschluss war schnell gefunden. Die Rothaarige schloss ihr Cyberdeck an den Rechner an und begab sich ein zweites Mal per neuralem Interface in die mittelalterliche Arasaka-Burg.

Dieses Mal tauchte Scarlett gleich als rote Königin auf. Ihr Fake-Account war also noch nicht enttarnt worden. Sie fand sich in einem alten Gewölbe wieder. Das rötlich-braune Gestein wirkte feucht, hier und da sammelte sich Wasser in kleinen Pfützen auf dem Boden. Links und Rechts waren Gittertüren in den Stein eingelassen und dahinter verbargen sich Räume, die im Dunkeln lagen. Die flackernden Fackeln, die in regelmäßigen Abständen an der Wand angebracht waren, erhellten ausschließlich den Gang, in dem Scarlett stand.
„Verschlüsselte Datensätze. Ich sollte mich beeilen, den richtigen zu finden.“
Für genau solche Fälle hatte die Netrunnerin natürlich ihr Suchprogramm, welches sie selbst geschrieben und auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten hatte. Tarnung zuerst, dann Geschwindigkeit. Entdeckt werden war für Anfänger.
Eine gerüstete Wache, die einen scharlachroten Waffenrock mit stilisierter Flamme auf der Brust trug, erschien neben Scarlett. Der Mann hatte eine große, hell lodernde Fackel in der Hand und trat sofort an die Tür des ersten Kerkers auf der rechten Seite des Ganges. Dahinter kam ein Gefangener zum Vorschein und beide führten ein kurzes Gespräch.
Scarlett schmunzelte. Die archaische Welt des Mittelalters war so völlig anders und fremdartig für sie. Trotzdem genoss sie es, sich an die Regeln dieser Kulisse anzupassen und mitzuspielen. Selbst wenn alles nur virtuell war. Aber ihr Leben spielte sich sowieso mehr im Cyberspace als in der Realität ab.
„Hab ich dich!“, jubelte Scarlett schließlich, nachdem ihr Suchprogramm den richtigen Datensatz ausfindig gemacht hatte.
Der fünfte Kerker beherbergte den passenden Gefangenen. Also entließ sie die Wache, die sich daraufhin in Luft auflöste, und sprach selbst mit dem Mann hinter Gittern.

Das unterirdische Gewölbe wich der kalten, sterilen Wirklichkeit des Untergrundkomplexes, als sich Scarlett samt der Daten erfolgreich aus dem Rechner ausloggte.
„Hab alles. Blos weg hier.“, sprach sie leise, packte die Kabel ein und schwang sich das Deck auf den Rücken.
Rexx grinste sie an. „Gewohnt schnell und professionell.“
Scarlett hatte im Netzwerk des Computers nur wenige Sekunden verbracht. Innerhalb des Cyberspace gaukelte das Interface einen normalen Zeitablauf vor, doch in der Realität ging alles rasend schnell.
Das Zischen der Tür erklang und Horg winkte seine beiden Begleiter hastig heran.
„Dann los!“
Der Rückweg verlief erneut ereignislos. Allerdings macht dieser Umstand Scarlett immer nervöser. Es konnte niemals so einfach sein, einen Megakon zu infiltrieren. Selbst eine geheime Einrichtung sollte mehr Sicherheit bieten als das, was ihnen begegnet war. Zwar vertraute sie in ihre Fähigkeiten als Hacker, aber dennoch blieb ein fader Beigeschmack.

Am Ausgang angekommen, wechselte Horg nach vorne und begab sich zuerst nach draußen. Nach kurzem Absichern folgten Rexx und Scarlett. Wie aus dem Nichts wurde der Hinterhof taghell von den Scheinwerfern eines Vans erleuchtet.
„Stehen bleiben, oder wir eröffnen das Feuer!“, rief die Stimme eines Mannes laut.
Die drei Runner tauschten einen schnellen Blick aus.
„Fuck!“, rief Horg laut und Scarlett zuckte zusammen.
Ein schneller Blick auf den Wagen lies mindestens drei Bewaffnete vermuten. Allerdings blendete das Licht und mehr als Silhouetten ließ sich nicht ausmachen.
„Auf mein Singal lauft ihr los.“, raunte Horg
„Welches Sig…?“
Weiter kam Scarlett nicht. Plötzlich hatte Horg sein Sturmgewehr im Anschlag und feuerte sofort los. Das laute Hämmern der Schüsse erfüllte die Nacht und kurz darauf war das Licht wieder aus. Scarlett konnte mindestens einen Schmerzensschrei hören. Horg hatte wohl nicht nur die Scheinwerfer getroffen. Allerdings kümmerte sie das gerade herzlich wenig. Es galt, das eigene Leben zu wahren und hier schnellstmöglich zu verschwinden.
Nun wurde auch auf sie geschossen. Feuerstöße erhellten die Dunkelheit und Kugeln prasselten gegen die Betonwände der Häuserschlucht. Auch ein geparktes Auto wurde in Mitleidenschaft gezogen. Scheiben zerbarsten klirrend, ein Reifen zischte laut auf und entließ seufzend die darin enthaltene Luft. Horg gab immer wieder einzelne Feuerstöße in Richtung des Vans ab, während er sich rückwärts bewegte, bis auch er endlich außer Sicht war. Das Trio rannte so schnell wie möglich zu ihrem Auto, das einige Straßen weiter geparkt war. Die ganze Zeit über erwartete Scarlett einen weiteren Angriff. Gehetzt warf sie einen Blick in jede Gasse, jeden Hauseingang, an dem sie vorbei rannte. Doch es geschah nichts.

„Das war verdammt knapp!“, presste Rexx schwer atmend hervor.
Horg saß wieder am Steuer und lenkte ihren Wagen auf möglichst nicht nachvollziehbarem Kurs durch Night City, weg von ihrem ehemaligen Ziel.
„Wie konnten die das wissen?“, fragte Scarlett in die Runde, ohne eine Antwort zu erwarten. „Ich hab‘ auf keinen Fall einen Alarm ausgelöst. Mein Account ist nicht entdeckt worden!“
„Keine Ahnung.“, entgegnete Horg. „Ist auch egal. Wir haben was wir brauchen, oder? Alles andere ist nebensächlich.“
Rexx nickte zustimmend und sah zu Scarlett.
„Ja, ich denke schon. Das sind die Baupläne für eine neue Maschinenpistole. Ich habe davon keine Ahnung, aber es sieht so aus, als hätte die einige Extras eingebaut.“
„Kein Wunder, dass der Job so gut bezahlt wird! Neues Spielzeug verkauft sich immer gut. Vor allem mit einem extra Kick.“, stellte Rexx lautstark fest.
Ein Wunder, dass die beiden Runner einen Job tatsächlich leise durchziehen konnten. Nun, da alles vorbei war, wurde die Lautstärke wieder auf Anschlag gedreht. Das Adrenalin der Schießerei hatte wohl auch ihren Teil dazu beigetragen. Dennoch lächelte Scarlett. Sie mochte die zwei Typen ja doch irgendwie und sie arbeiteten gut zusammen.

Scarlett hörte nur ihre eigene Atmung und das leise Wummern der elektronischen Beats des Nachtclubs, in dessen Backstage Bereich sie sich befand. Als nach einer gefühlten Ewigkeit noch immer nichts geschah, öffnete sie wieder ihre Augen. Noch immer standen die beiden Kon-Gorillas vor ihr, jedoch wurde keine Waffe mehr auf sie gerichtet. Die Pistolen waren verschwunden und wahrscheinlich wieder im Holster unter den teuren Jacketts versteckt. Stattdessen machte ihr Auftraggeber nun zwei Schritte auf sie zu. Noch immer stand dieses Businesslächeln in seinem zu perfekten und vermutlich chirurgisch angepasstem Gesicht.
„Meinen Glückwunsch, Scarlett. Sie haben bestanden.“, begann der Mann und klatsche dabei dreimal langsam in die Hände.
„Er hier,“, dabei sah der Exec auf den toten Rexx links von Scarlett, „hat leider den stillen Alarm ausgelöst, als er die Tür zur Entwicklung geknack hat. Tss Tss, stümperhaft.“
Er machte eine abfällige Geste, bevor er weiter sprach.
„Und der hier. Der war sowieso uninteressant. Wie Sie sehen, haben wir besseres Personal zu bieten.“
„Aber Sie,“, nun wandte er seinen Blick wieder zu Scarlett und sah ihr in die Augen, „Ja Sie könnte ich gebrauchen. Ihre Talente sind beeindruckend!“
Scarlett war noch immer etwas geschockt. Sie hatte keine Chance diesen Raum lebend zu verlassen, wenn es ihr Gegenüber nicht so wollte. Auch der Tod ihrer beiden Kumpel kroch erst langsam in ihr Bewusstsein.
„Arbeiten Sie für mich. Ich biete Ihnen die passenden Aufgaben für ihre Talente. Und sie kommen aus diesem Drecksloch Watson raus. Was sagen Sie?“
Plötzlich klang der skrupellose Exec einladen und freundlich. Ganz als würde Scarletts Leben nicht von ihrer Antwort abhängen und er müsste ihr den Job unbedingt schmackhaft machen. Doch ihr blieb keine andere Wahl. Und hatte sie das nicht sowieso immer für einen großen Konzern arbeiten wollen? Aber was hatte er damit gemeint, dass Rexx den Alarm ausgelöst hatte? Wie konnte er das überhaupt wissen? Scarletts Gedanken waren voller Fragen und ihr Kopf schwirrte.
Doch ihr Gegenüber erwartete zuerst eine Antwort und die musste sich die Rothaarige angesichts der Umstände nicht lange überlegen.
„Ja, ich bin dabei.“, sagte sie etwas weniger überzeugt, als sie es wollte.
„Hervorragend!“
Er lächelte nun breit und ehrlicher. Die reinen, weißen Zähne blitzten für einen Moment lang auf. Er ergriff Scarletts Hand und schüttelte sie.
„Herzlich willkommen bei Arasaka!“
 
Dies ist der Test.

Komisch, ich hatte eigentlich gedacht, dass mir kälter wird. Jetzt ist mir aber ganz warm. In dieser verdammten Stadt ist auch nichts wie es sein sollte. Night City ist ein Geschwür. Wie konnte es nur soweit kommen?

Eine Maschinerie, die aus Menschen kalte Maschinen macht. Ein Gigant, der alles unter sich zermalmt. Eine Mühle, die alles zermahlt, was zwischen die Steine kommt. Es macht die Menschen verrückt und das Verrückte wird auch noch zelebriert.

Gerade gestern wurde wieder ein Mönch entführt. Er hat niemanden etwas getan. Aber ein paar Freaks von Maelstrom fanden es besonders amüsant, ihm Cyberware gegen seinen Willen zu verpassen.

Sein Name war Fred. Wir gingen zusammen zur Schule. Er hat sich keine Feinde gemacht, noch war er verrückt oder gefährlich. Doch das Geschwür greift jede gesunde Zelle an, nur um sie auch in entartete Zellen zu mutieren.

Karina verkauft ihren Körper für perverse Psychopathen, die ihren Körper übernehmen und damit den Akt “von Ihrer Seite aus” erleben, während ihr Bewusstsein vom Körper abgetrennt ist. Wie kommt sie eigentlich damit klar?

Mir wird schlecht, der Gestank der Gasse fügt auch nicht viel zu meinem Wohlbefinden bei. Ich habe gleichzeitig heiss und kalt. Ich hasse Night City. Aber ich weiss auch, dass nicht alle Leute schlecht sind. Sie versuchen das Beste aus ihrem Leben zu machen, auch wenn alle Weichen in die andere Richtung gestellt sind.

Ich muss kurz schmunzeln, als ich an die Szene mit Larin und der Ramensuppe denke. In einem Anfall von spontaner Selbstüberschätzung hatte er tatsächlich behauptet, er könne die beste Misosuppe machen, indem er nur die Bestandteile analysiert und dann zusammen mischt. Sein neues Kiroshi-Auge solle ihn dazu befähigen, der eingebaute Scanner könne ja schliesslich jeden Krümel bis zur Molekularebene analysieren.

So machte er sich an die Arbeit und zauberte aus allerlei chemischen Zutaten ein Süppchen, welches den Bestandteilen der zuvor analysierten Mischung in genauester Weise entsprach. Dazu kochte er noch etwas Nudeln und Gemüse.

Als Larin dann stolz verkündete, er habe das perfekte Gericht kreiert, überraschte er eine mehr oder weniger zu ihrem Glück gezwungene Strassenjury mit seiner Kreation. Ich werde sein ungläubiges Staunen nie vergessen, als die Testpersonen nach anfänglicher Euphorie den gesamten Mageninhalt in einer plötzlichen Reaktion auf der Strasse verteilten.

Nebenan höre ich ein dumpfes Geräusch. Ist da wirklich jemand, oder ist es nur meine Einbildung? Ich möchte rufen, doch ich bringe die Kraft dazu nicht mehr auf. Wenn ich mich nicht auf die Atmung konzentriere, wird mir schwindelig.

Aber was für eine Wahl habe ich schon, ich sehe keinen Ausweg. Früher oder später hat jeder in der Stadt bei jemanden Schulden. Ich bekam die Auswahl die Schulden von jemand anderem zu “besorgen” oder der Gang beizutreten. Der Beitritt wäre gleichbedeutend mit dem Verlust meiner Menschlichkeit.

Ich kann mich nicht dagegen wehren, ich habe keine Kampferfahrung. Ausserdem hätte mich dann die Stadt, wo sie mich haben will. Dies kann und will ich nicht zulassen. Aber vielleicht lassen sich ein paar Leute wachrütteln.

Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob ich das Braindance-Modul wirklich eingeschaltet habe. Die Gedanken streifen ab und ich starre wieder meine Hände an. Das Blut tropft immer noch.

Wird jetzt noch jemand kommen? Wird es jemanden kümmern? Ist in dieser Stadt die Menschlichkeit verloren?

Dies ist der Test.
 
„Alles klar, die Patrouillenrouten der Drohnen habe ich geändert, von jetzt an hast du 60 Minuten. Dann merken sie, dass ich drinne war."
Neko tippte auf das Display in ihrem Unterarm und löste damit die Verankerung ihrer eigenen Drohne. Freier Fall. Unter ihr kam das Dach des Obsidian Towers schnell näher.
"Fallschirm öffnen in 10 Sekunden", sagte die mechanische Stimme in ihrem Kopf.
Ihr Ziel war Solomon King, CTO von Obsidian Inc. Der wohl einzige Mensch, der im Jahr 2077 noch ein Notizbuch besaß.
"5 Sekunden"
Dieses Notizbuch würde sie heute stehlen.
"4 Sekunden"
Informationen über alles und jeden, der etwas in Night City zu sagen hatte.
Unterweltbosse, CEOs, Freelancer.
"3 Sekunden"
Und über das, was mit ihrem Bruder passiert war.
"2 Sekunden"
Neko griff nach dem Auslöser.
"Fallschirm öffnen"
Der Fallschirm sprang auf, ein Ruck ging durch ihren ganzen Körper, als ihr Fall sich abrupt verlangsamte. Sie landete auf dem Dach und rollte sich ab. Der Fallschirm zog sich auf Knopfdruck in den Rucksack zurück. "Alles klar, bin oben", gab sie durch. Sie tippte wieder auf ihrem Armdisplay herum. Ihre Augen gingen in den Scanmodus über. Da war er. Der versteckte Fahrstuhl zu Solomons Büro.
„Hab den Fahrstuhl gefunden. Ich klinke mich ein, damit du Zugriff bekommst".
Keine zwei Minuten später fuhr Neko mit dem Fahrstuhl nach unten.
Mit einem leisen Pling hielt der Aufzug am Ziel an. Die Tür öffnete sich und Neko betrat ein weitläufiges Büro. Die Wände waren schwarz und mit geometrischen Symbolen übersät. Ein antiker Schreibtisch stand vor einer bodenhohen Fensterfront.
"Ich komme mit dem Scanner nicht durch die Wände, siehst du was, KJ?“
"Nein, sehe auch nichts. Warte mal. Diese Symbole an den Wänden. Habe von einem Netrunner gehört, dass es eine Legierung gibt die Scannerstrahlen abblockt. Dachte, der Typ verarscht mich.“
Neko sog scharf die Luft ein. Allein wenn sie etwas von der Legierung mitnahm, wäre sie schon reich.
"Dann wird das Buch wohl in einem Safe in der Wand sein", sagte KJ übers COM.
"Ja wahrscheinlich, aber bis ich den ohne Scanner gefunden habe, ist die Sicherheit hier. Ich seh mich mal um, vielleicht gibts hier einen Hinweis"
Sie schaltete den Scanner ab und ging zu dem Schreibtisch. Er war aus Holz, auf der Vorderseite konnte sie den verblichenen Adler der USA ausmachen.
"Scheiße, KJ, Solomon hat echt den Schreibtisch aus dem Oval Office in seinem Büro stehen."
"Was zum?", KJ lachte übers COM.
Auf dem Schreibtisch befanden sich ein Holospot für Übertragungen und zwei Bilder.
Das eine Bild zeigte Solomon mit einer Frau und einem kleinen Jungen.
Auf dem anderen war ein kleines Mädchen zu sehen.
"KJ, sag mal, hat Solomon eine Tochter?"
"Nein, wieso?"
"Hier ist ein Bild von einem Mädchen"
"Vielleicht seine Schwester?"
"Ich dachte er war Einzelkind?"
Neko sah sich das Bild genauer an, das Mädchen lächelte in die Kamera und hatte eine schwarze Katze auf dem Arm.
"Scheiße, KJ, das ist meine Mutter und unsere Katze"
"Was? Wie kommt das denn dahin?"
Ein Klatschen ertönte aus der Ecke des Raumes. "Genau wie ich es erwartet hatte. Nekomata, die schwarze Katze"
Solomon trat aus dem Schatten, er klatschte noch immer halbherzig.
"Was Ihr Freund da mit den Drohnen gemacht hat, große Klasse. Wirklich. Jemanden mit diesen Fähigkeiten könnte ich gut gebrauchen. Interesse?"
"Paah, als ob", hörte sie KJ auf ihrem Ohr.
"Er sagt Nein", gab Neko weiter.
"Wollen Sie wissen woher ich den Schreibtisch habe?"
Neko sah ihn stumm an. In ihrem Kopf jagte ein Gedanke den anderen. Kämpfen oder Fliehen?
„Er war ein Geschenk. Vor etwa 10 Jahren tat ich dem Präsidenten einen Gefallen. In seinem Büro steht seitdem nur noch ein Nachbau. Beeindruckend an diesem Tisch zu sitzen. Nach Lincoln, Roosevelt und natürlich Kanye West.“ "Schon", Neko nickte langsam.
Ein plötzliches Piepen hinderte Solomon am Fortfahren.
"Ah, schneller als erwartet. Wir haben Ihren Freund geortet."
"Was? Scheiße!", fluchte KJ.
"Mein Team ist ganz in seiner Nähe. Noch 5 Minuten und er ist tot.“ er lächelte. „Werden Sie fliehen oder kämpfen, Nekomata?“, er spie das letzte Wort fast aus.
In seiner einen Hand sah sie den Stahl eines Katanas blitzen.
"Lauf, Neko, ich komme schon zurecht!"
Sie sah Solomon an. Um seine Lippen spielte ein kaltes, grausames Lächeln. Neko spreizte ihre Finger. Die Stahlklauen fuhren aus ihren Armprothesen. "Gut" sagte Solomon und nahm eine Kampfhaltung ein. Neko überwand die Distanz zwischen ihnen mit einem Sprung und duckte sich unter der herabsausenden Klinge hinweg. Ihre Klauen schlugen nach seinem Bein. Und trafen nur Luft. Solomon war dem Schlag gefolgt und war seinerseits ihrem Angriff ausgewichen. Er lächelte noch immer. Seine Klinge schoss vor. Sie lenkte sie mit der einen Hand ab, während die andere auf sein Gesicht zielte. Er versuchte auszuweichen, doch ihre Klauen hinterließen tiefe Wunden.
Solomon wich ein paar Schritte zurück und wechselte die Waffenhand. Dann griff er wieder an. Diesmal von unten. Sie trat nach seiner Hand. Mit einem Fluch und ließ er das Schwert nach dem Treffer fallen. Neko lächelte kalt. Wenn er starb, konnte sie KJ noch retten. Sie schlug zu, diesmal mit beiden Händen. Er fing ihren Schlag ab. Die Klauenspitzen nur Zentimeter von seinem Gesicht entfernt. Ihre mechanischen Muskeln arbeiteten auf Hochtouren. Sie hätte schwören können, dass nur noch ein Haar zwischen ihre Klauen und seine Augen gepasst hätte. Als ihre Muskeln plötzlich versagten. Sie warf sich mit aller Kraft in die Klauen, um ihn zu töten, doch ihr Körper gehorchte nicht. Langsam, ganz langsam schob er ihre Hände aus seinem Gesicht.
Sie fiel auf die Knie, als auch die Beinelektronik ihr den Dienst versagten.
"Wie..." setzte sie an.
"Konzentrierter neuronaler EMP" er tippte sich gegen die Schläfe und setzte wieder sein kaltes Lächeln auf.
"Ich lasse Ihnen und Ihrem Freund die Augen, damit sie Ihr Ende sehen können."
Er hob das Schwert auf und stand über ihr. Die Klinge glänzte im Licht, das durch die Fenster fiel.
"Jetzt sehen wir, ob Katzen wirklich neun Leben haben"
Die Klinge fuhr herunter und sie hörte KJ auf ihrem Ohr schreien. Dann wurde alles still.
 
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