Ich finde Netdecking, so unvermeidbar und legitim es ist, stellt einen großen Nachteil für das Spiel dar. Ich habe das Spiel nun ein gutes Jahr gespielt und es gab immer Phasen in denen Fraktionen besonders stark waren. Und auch das bestimmte Decks kopiert und von einer breiten Masse gespielt wurden. Aber die letzten Tage haben bei mir ihre Spuren hinterlassen.
Dabei ist an der derzeitigen Meta gesund, dass fast jede Fraktion gespielt wird. Nilfgaard mit Emhyr, Scoia'tael momentan vor allem mit Brouver, Monster mit Dagon, Skellige mit Bran. Einzig Nördliche Königreiche sind derzeit selten. Und hier und da sieht man auch mal andere Anführer als die eben genannten. Aber ich habe das Gefühl, dass noch nie zuvor in dem Ausmaß exakt dieselben Decks gespielt wurden. Es gibt keinen Fluch auf Elbisch, Entisch oder in den Sprachen der Menschen für solch einen *caps an* BOCKMIST! Es ist langweilig, es nervt, es frustriert. Und ich habe auch gerade absolut keine Lust mehr auf Gwent, wenn es immer nur dasselbe ist. Dagon Waldschrat, Harpyien-Nebling-Plötze, Yen, Erneuerung.... WOW... Respekt. Gut, hier wird wohl beim nächsten Update eine Anpassung vorgenommen. Aber das eigentliche Problem ist dass Spieler in Massen Decks von Streamern oder sonstigen als Koryphäen des Deckbuilding geltenden Personen übernehmen. Im Idealfall noch mit einer Anleitung wie das Deck zu spielen ist, mit Kombos und Maßnahmen gegen jede Fraktion auf die man treffen kann.
Ein deutscher Streamer hat Netdecking mal in einem seiner Streams verteidigt. Soweit ich mich erinnere meinte er, so würde halt nur der Prozess beschleunigt in welchem verschiedene Kniffe ausprobiert werden und es ist doch okay wenn Leute netdecken, die keine Lust auf eigenen Deckbau aber den verständlichen Wunsch haben Spiele zu gewinnen. Kann sogar sein dass ich hier im Forum mal ähnlich argumentiert habe. Und ich schaue ja selbst Streams und wenn bspw. OceanMud mit seiner geliebten Iris Erfolg hat, erwäge ich auch ob ich es nicht doch mal mit ihr versuchen sollte. Aber ich denke es ist unstrittig, dass Netdecking die Vielfalt der gespielten Decks erheblich einschränkt. Und das Resultat ist zum einen, dass das Spiel langweilig wird. Es ist fast als spielt man gegen ein Skript. Zum anderen, wird ein Druck aufgebaut mit einem durchoptimierten Deck zu spielen. Wenn man es beispielhaft mit einem Effizienzwert bezeichnen will, so sollte man nur noch mit Decks über 90% Effizienz antreten, also Dagon Swarm, Emhyr Spys, Bran Cerys Restore - so wie sie im Buche stehen. Was ist wenn du mit einem eigenen Deck antrittst? Vielleicht ist das auch gut. Aber vllt. nur zu 75 oder 80% optimiert. Dann hast du ein Tier 2, Tier 3 oder Tier was auch immer Deck. Du wirst damit eine schlechtere Gewinnrate erzielen. Also entweder wirft man seinen Eigenbau über den Haufen und übernimmt selbst ein Deck das die halbe Community spielt oder man versucht sein Deck anzupassen. Was mühsam ist, Karte rein, Karte raus, austesten, MMR runter, MMR rauf. Und die Saison neigt sich ja dem Ende zu, also hurtig, hurtig. Ach komm, gwentdb / gwentify / gwentlemen... was ist grad das beste Deck, alles klar, wird gespielt.
Um nicht alles schwarzzumalen, Streams und auch die genannten Plattformen leisten ihren Beitrag zum Erfolg des Spiels, sorgen für einen Austausch der Community und Netdecking wird nicht abzustellen sein. Die Frage ist, was kann die Situation verbessern, dass nicht immer nur dieselben Decks gespielt werden. Soweit ich gehört habe, gab es mal eine Aussage von einem der Devs, dass wir Spieler sinngemäß selbst Schuld seien und wir eben mehr selbst ausprobieren sollten, da jeder Archetyp brauchbar sei. Das hilft allerdings nicht weiter, da wie gesagt Netdecking aus guten Gründen stattfindet und stattfinden wird. Vielleicht kann eine größere Anzahl an Karten die Eintönigkeit abmildern, sodass die Zahl der spielbaren Variationen steigt. Oder so ein Draft Modus wie man seit einiger Zeit immer wieder als geäußerten Wunsch hört. Nur würde es in den anderen Spielmodi wohl wie bisher weitergehen.
Mal sehen, vielleicht lasse ich bis zum Saisonende bzw. Update und neuen Karten, Gwent einfach mal Gwent sein. Bisher waren die ersten Tage nach einem Patch immer die, an denen man den größten Spaß im Spiel haben konnte...
tldr:
Aaargh!